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2021 / Motiv 3 (text)

Stefan Pani / Motiv 3 – Cprint – 190 x 137cm

Ein Raum, der auf mehreren symbolischen Ebenen von der Strategie der innovativen Verschiebung durchzogen ist. Es zeigt ein Filmset einer Videoproduktion, das innerhalb der Räumlichkeiten einer kulturellen Institution aufgebaut ist. Gefilmt wird das Innere der Greenbox. Das Storyboard: Ein freigestellter, autonomer Kopf ist auf eine freigestellte Hand angewiesen, die wiederum Tränen von dessen Auge wegführt, um damit die Seiten eines Buchs zu wechseln. Doch die Gefühlsregung bleibt aus, woran das Vorhaben scheitert und das Projekt gewinnt. Träne, Auge, Hand, Kopf, Buch – beliebte Elemente der Kunstproduktion der letzten Jahre, dessen Kraft nachgeben, aus der aber die Figur entwächst. Die Figur ist keine passive, instrumentalisierte, sie ist getragen von Ideen der Wertproduktion durch Spannung. Wie einen Harnisch trägt sie mit Leichtigkeit das hierarchisch Museale in Form der Vitrine, die Basis bildet der vermeintlich profane Stadthallen-Sessel. Auch die Nacktheit ist dem Neuen verpflichtet, sie kommt der Geburt am nächsten um den Moment der Außerzeitlichkeit und Gegenwart zu beanspruchen. Aber auch die Nacktheit ist inszeniert und zerschunden, wie ein Suit, der die Spuren im echten Fleisch nur erahnen lässt. Zu Diensten ist die helfende Hand, wie aus dunklen Zeiten, und nimmt zugleich die Materialität der Digitalisierung in Anspruch, zu der sich unsere Protagonistin als beseelte und autonome Menschenfigur in Opposition sieht. All diese vermeintlichen Kontraste auf sich genommen, nimmt sie die Herausforderung an, um, zu guter Letzt, die ikonographische Figur der raggi solari einzunehmen. Es ist der Beginn einer Kontemplation, nicht um das Buch, sondern darüber, wie das Spiel mit diesen alten Regeln an Bedeutung verliert.

(raggi solari – Kontemplativer Lichtkegel / Giorgione 1509)